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Martin Grob

Erfolgreiches EDUCA-Modul über Lobbying bei der RWA in Korneuburg

Aktualisiert: 29. Apr.

Mitte April fand das 7. Modul des aktuellen EDUCA-Lehrgangs der Jungen Landwirtschaft Österreich (JLW) statt. Die Räumlichkeiten für die Weiterbildung stellte der langjährige Kooperationspartner des Vereins, die RWA in Korneuburg, zur Verfügung. Das Modul beschäftigte sich mit moderner Interessenvertretung im Agrarbereich. Die informative und bereichernde Veranstaltung bestach durch abwechslungsreiche Vorträge hochkarätiger Gastreferentinnen und Gastreferenten, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wertvolle Einblicke in das spannende Thema „Lobbying“ ermöglichte. 



„Die Kooperation mit der RWA ist für uns von großer Bedeutung. Wir schätzen die Gelegenheit, bei einem etablierten Unternehmen in der Land- und Forstwirtschaft zu Gast zu sein und Einblicke in das Thema agrarische Interessenvertretung zu erhalten“, kommentierte Martin Grob, Geschäftsführer der JLW.


Das Programm begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Claudia Mittermayr, Bereichsleiterin Betriebsmittel der RWA. Sie ist selbst EDUCA-Absolventin und gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern interessante Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen und die Positionierung der RWA im Bereich der Land- und Forstwirtschaft.



Einblicke in die agrarische Interessenvertretung

Nach einem Rundgang durch die unterschiedlichen Abteilungen der RWA am Standort Korneuburg folgte der erste Vortrag von Robert Pichler, Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar- und Europafragen beim Österreichischen Raiffeisenverband, sprach über die Bedeutung von Lobbying in der Agrarwirtschaft. Der international erfahrene Agrarexperte gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern spannende Einblicke in seine Arbeit beim Raiffeisenverband. Pichler führte etwa ins Spiel, dass die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich von 432.848 im Jahr 1951 auf 155.900 Betriebe im Jahr 2020 zurückgegangen sei. Der sinkende Anteil der Bäuerinnen und Bauern in der Gesellschaft führe laut Pichler zu einer zunehmenden Entfremdung der Bevölkerung von der Landwirtschaft, gemeinsam mit dem globalen Trend zur Urbanisierung. Gleichzeitig gelte es, mit der Modernisierung Schritt zu halten und am europäischen Binnenmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Deshalb sei eine schlagkräftige und gut vernetzte agrarische Interessensvertretung auf nationaler und EU-Ebene weiterhin von besonderer Bedeutung.



„Ein guter Lobbyist ist stets Teil der Lösung“

Danach folgte ein Gastvortrag von Marco Redolfi und Alexander Schelischansky von „Mastermind Public Affairs Consulting“, die über die verschiedenen Aspekte von Lobbying und Public Affairs informierten. Dabei erfuhren die jungen Bäuerinnen und Bauern unter anderem, dass Lobbying „nicht nur daraus besteht, wen man kennt“. Das greife nämlich zu kurz, da es viel wichtiger sei, Prozesse und Inhalte zu kennen als möglichst viele Stakeholder. Ein erfolgreicher Lobbyist kommuniziere klar, transparent und verständlich und sei stets Botschafter von faktenbasiertem Wissen. „Ein guter Lobbyist ist stets Teil der Lösung, nie Teil des Problems“, gaben die beiden Lobbying-Experten zu verstehen.



Eine starke Stimme für die Bäuerinnen

Besonders inspirierend war der Beitrag von Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger, die über die noch immer stark unterrepräsentierte Rolle von Frauen im Agrarlobbying sprach und ihren persönlichen Lebensweg teilte. Die Mutter von zwei Söhnen bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann seit 1995 einen Milchviehbetrieb mit Kalbinnenaufzucht in Niederösterreich. Schon als Mädchen lernte sie die Arbeit auf dem elterlichen Hof kennen, was die jetzige Bundesbäuerin stark prägte. Zunächst ohne politische Ambitionen, aber mit großer Leidenschaft für die Interessensvertretung in der Land- und Forstwirtschaft, wurde sie 2009 zur Gebietsbäuerin in Wiener Neustadt gewählt. Ihr politischer Weg führte sie dann weiter bis in den Nationalrat, wo sie seit 2020 Abgeordnete ist und dort als starke Stimme für die Bäuerinnen auftritt. Sie lobte bei ihrem Gastvortrag besonders das hervorragende Ausbildungsniveau der Bäuerinnen und gab den jungen EDUCA-Teilnehmerinnen mit auf den Weg, dass ehrenamtliches Engagement und die Vernetzung von Frauen untereinander „ein wesentlicher Schlüssel“ für mehr Gleichstellung sein könne.



„Die Sichtbarkeit und Erfolge von Frauen wie Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger sind entscheidend, um junge Bäuerinnen in Österreich zu ermutigen und zu inspirieren. Indem sie sehen, dass Frauen in der Agrarpolitik anerkannt und respektiert werden, gewinnen sie das Vertrauen und die Motivation, sich ebenfalls politisch zu engagieren und für ihre Interessen einzutreten“, sagte die EDUCA-Teilnehmerin und Junglandwirtin Julia Prünner.



Interessensvertretung in der Nutztierhaltung

Im Anschluss hielt der Geschäftsführer der „Nachhaltigen Tierhaltung Österreich“ (NTÖ), Roland Taferner, noch einen Vortrag über die Interessenvertretung in der Nutztierhaltung. Taferner verdeutlichte dabei die Rolle der österreichischen Landwirtschaft in der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und dem Beitrag zur Kulturlandschaftspflege. Die NTÖ setzt sich für eine nachhaltige Tierhaltung ein, die die Vielfalt der österreichischen Landschaften widerspiegelt und gleichzeitig auf die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Sparten in der Tierproduktion eingeht.



Arbeit eines Jungbauern im EU-Parlament

Am Abend gab der EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber im Rahmen eines Kamingesprächs beim Heurigen Schmidt in Hagenbrunn interessante Einblicke in die Arbeit eines Jungbauern in Brüssel. Der 31-Jährige ist seit 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments und dort unter anderem Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Bernhuber erzählte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des EDUCA-Lehrgangs unter anderem von der „Frühstücksverordnung“, die er als Chefverhandler des EU-Parlaments vorantrieb und die etwa eine prozentgenaue Herkunftskennzeichnung bei Honig vorsieht. „Das hilft den Konsumentinnen und Konsumenten, eine informierte Kaufentscheidung zu treffen und stärkt unsere heimischen Imkerinnen und Imker“, so Bernhuber.



Lobbying für sich selbst nutzbar machen

Der zweite Tag des Moduls stand ganz im Zeichen eines Workshops zum Thema Lobbying, geleitet von Wolfgang Lusak, einem renommierten Lobby-Experten. In interaktiven Diskussionen und praxisnahen Übungen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Wissen vertiefen dabei gleichzeitig lernen, wie sie Lobbying persönlich nutzen können. Lusak setzt sich seit Jahrzehnten für transparentes, sauberes und faires Lobbying ein. Den EDUCA-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern gab er unterschiedliche Methoden und Werkzeuge mit, die ihnen zukünftig dabei helfen sollen, ihre Anliegen erfolgreich zu vertreten. „Bloßes Netzwerken mit Andocken an vorhandene Lobbys reicht oft nicht aus, richtiges Lobbying bedeutet eigene Lobbys aufbauen und sich damit gezielt durchsetzen zu können“, lautete Lusaks Hauptbotschaft, die er den jungen Bäuerinnen und Bauern mit auf den Weg gab.



Die JLW möchte sich an dieser Stelle auch ganz herzlich bei der RWA für die Möglichkeit bedanken, das Modul in den Räumlichkeiten der Zentrale in Korneuburg zu veranstalten und für die Gastfreundschaft während des gesamten Wochenendes.

Abschließend möchte sich die JLW bei allen Referentinnen und Referenten für ihre spannenden Beiträge bedanken, insbesondere bei Claudia Mittermayr, Robert Pichler, Marco Redolfi, Alexander Schelischansky, Irene Neumann-Hartberger, Roland Taferner und Alexander Bernhuber.


Ein besonderer Dank geht auch an Wolfgang Lusak für seinen interessanten Workshop sowie an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mit ihren Fragen und Beiträgen zu lebhaften Diskussionen beigetragen haben.

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